Hochrangiger Architekturpreis geht nach Nettersheim: Feldscheune steht Pate für innovatives Wohnhaus

Viktoria und Jürgen Gottschling bauen preisgünstiges Haus im Stil der landschaftsprägenden Bauwerke der Nordeifel
Eine Feldscheune als Pate für ein innovatives Wohnhaus. In Nettersheim haben die Architekten von „denzer & poensgen“ jetzt nach dem Vorbild des landschaftsprägenden Bauwerks für die Nordeifel ein Hofhaus für die Familie Gottschling kreiert, das seinesgleichen sucht. Ein Architekturstil, konsequent, etwas abseits der Norm – und überzeugend: Der Neubau von Viktoria und Jürgen Gottschling in Nettersheim gewann beim diesjährigen Wettbewerb „Das Goldene Haus“ von Europas größter Bau- und Wohnzeitschrift Das Haus und LBS West einen Sonderpreis in Höhe von 2.000 Euro.
Andrea Denzer und Prof. Georg Poensgen wohnen selbst in Nettersheim und bauen ausschließlich in der Region. Sie verstehen es, den „genius loci“ – die Besonderheiten des Ortes – mit den Wünschen der Bauherren in unverwechselbare Häuser zu transformieren. Klein kann dabei ganz groß sein: Familie Gottschling wohnt zu fünft auf 130 Quadratmetern. Denn es kommt darauf an, wie gut und vielfältig sich die Fläche nutzen lässt. Beide Elternteile haben in ihren Berufen sehr viel mit Menschen zu tun und wünschten sich ein Zuhause, in dem es möglich ist, sich in aller Ruhe zurückzuziehen.
Neben dem Wunsch nach viel Tageslicht und möglichst kleiner Fläche überließen sie den Architekten den Entwurf: „Wir sind keine Profis in der Architektur und wollen den Fachleuten nicht reinreden. Wir möchten in unseren Berufen ja auch nicht, dass Laien uns wertvolle Tipps geben“, sagt Jürgen Gottschling.
Noch ist es eines der ersten Häuser im Neubaugebiet, nach hinten ist es erstmal unverbaubar. Zur Straße hin gibt es nur eine Tür, sonst ist die Fassade komplett geschlossen. Durch die Tür betritt man einen quadratischen Innenhof. Dieser Trick gewährleistet maximale Ruhe und Rückzug. „Nachdem die ersten Nachbarn diesen Hof und seine Qualität kennengelernt hatten, haben sie die Idee dahinter verstanden und sehen es nicht so, dass die Gottschlings nichts mit ihnen zu tun haben wollen“, erklärt Andrea Denzer. Bei den befreundeten Kindern entwickelte sich der Hof schnell zu einem Lieblingsplatz. Zum Garten hin öffnet sich das Haus komplett mit großen, bodentiefen Fenstern. So kann man vom Hof durch das Wohnzimmer in die Landschaft blicken, die Räume werden von Tageslicht regelrecht überflutet.
Die Räume sind im Grundriss voneinander getrennt. Das Wohnzimmer ist ein großer Raum, der sich zum Flur mit einer Schiebetür abtrennen lässt. In der Küche steht ein großer Tisch, an dem die Familie sich trifft. Das klassische Gäste-WC hat eine große Badewanne mit Ausblick und entzerrt so die Badezimmersituation im Obergeschoss, wo sich auch alle Schlafzimmer der Familie befinden. Die drei Kinderzimmer sind eher klein. Dafür gibt es einen großen Flur mit einem langen Schreibtisch, an dem die Kinder ihre Hausaufgaben machen oder spielen können. Zwei Mini-Badezimmer sorgen dafür, dass es keine Staus am Waschbecken gibt.
Der diesjährige Wettbewerbsgedanke „Preiswert bauen“ von Das Haus und LBS sollte zeigen, wie auch mit kleinem Budget, aber findiger Planung tolle Gebäude entstehen können. Durch die Konzentration auf einen einfachen, nahezu quadratischen Baukörper und den Verzicht auf einen Keller entwickelten Familie Gottschling und die Architekten „denzer & poensgen“ auf 130 Quadratmetern Wohnfläche ein kostengünstiges Haus in Holzrahmenbauweise. „Es zeigt, dass auch individuell gestaltete Architektur finanzierbar ist“, so LBS-Gebietsleiter Markus Wagner.