LBS tritt für bezahlbaren Wohnraum ein
- Podiumsdiskussion mit NRW-Bauministerin Scharrenbach: Nebenkosten erschweren Weg ins eigene Zuhause -
Wohnen wird in Teilen von NRW zunehmend zum Luxus. In 8 von 10 Städten in NRW sind die Preise für vorhandene Eigentumswohnungen im letzten Jahr erneut gestiegen. Das zeigen die Zahlen des gerade neu erschienenen „LBS-Markt für Wohnimmobilien“. Gleichzeitig haben die Mieten in vielen Städten die Schmerzgrenze erreicht. Über Strategien für mehr bezahlbaren Wohnraum im Land diskutierten auf Einladung der Landesbausparkasse LBS West in Düsseldorf nun Experten für Wohnungsbau mit Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU).
LBS-Vorstandsvorsitzender Jörg Münning kritisierte die Baunebenkosten als zu hoch. Die Belastungen seien für Erwerber durch Gebühren und Steuern in NRW aktuell auf Rekordniveau: „Elf Prozent Nebenkosten beim Immobilienkauf sind einfach zu hoch, das frisst das Eigenkapital auf. Das erforderliche Startkapital anzusparen ist in der Niedrigzinsphase ohnehin schon für viele zukünftige Immobilienerwerber schwierig.“ Er warb deshalb für eine Diskussion über die Höhe der Grunderwerbsteuer. „Neben Schleswig-Holstein und dem Saarland erhebt nur NRW bundesweit die höchste Grunderwerbsteuer mit 6,5 Prozent.“
Stephen Paul, wohnungspolitischer Sprecher der FDP, forderte Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer zu ermöglichen. Mit einer Freibetragsregelung werde es möglich, „gezielter bauwillige Familien zu entlasten“. Insbesondere für Familien und Privatpersonen müsse der Immobilienerwerb mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand zu realisieren sein. Wohneigentum sei nicht nur wichtige Altersvorsorge, sondern schaffe mittelbar auch Mietwohnraum: „Jeder, der ein neues Haus bezieht, macht eine Wohnung frei. Durch diese Umzugsketten wird die Wohnsituation von 3,3 Haushalten verbessert“, so Münning.
Ein grundsätzliches Problem beim bezahlbaren Wohnraum bleibt laut Reiner Braun die in NRW nach wie vor viel zu geringe Neubautätigkeit: „Mindestens 70.000 Wohneinheiten werden jedes Jahr in NRW benötigt“, analysierte der Immobilienmarktexperte des Forschungsinstitutes empirica. „Gebaut werden aber weniger als 50.000 – das verknappt das Angebot stetig weiter“, so Braun. Er mahnte, nicht am Bedarf vorbei zu bauen. Große Mengen kleiner Wohnungen zu bauen, sei ein Fehler. „Kein Mensch will in einer kleinen Wohnung in Einfachstbauweise wohnen.“
Tobias Siewert vom Bauindustrieverband NRW machte dafür die Preissteigerungen durch Bauauflagen mitverantwortlich. Alleine die letzte Stufe der Energieeinsparverordnung, die 2016 in Kraft trat, habe jeden Neubau um 8 Prozent verteuert. „Es wäre vernünftig, diese letzte Stufe der Verordnung auszusetzen“, forderte Siewert. Ansonsten rechne sich das Investment in energetische Maßnahmen für Eigentümer nicht mehr. Die gestiegenen Baukosten machte auch Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) für öffentliche Bauträger als Faktor aus. „Kommunen in NRW bekommen bei Ausschreibungen zunehmend überteuerte Angebote.“ Damit entstünden zusätzliche Engpässe in der Bauumsetzung.
Kritisch beurteilten die Experten die Wirkung der Mietpreisbremse in NRW. SPD-Experte Sven Wolf stellte fest, dass die Mietpreisbremse durchaus positive Effekte gehabt habe. „Aber sie muss verbessert werden, zum Beispiel durch den Einsatz qualifizierter Mietspiegel in den Kommunen und durch schärfere Konsequenzen für Vermieter, die die Regeln nicht einhalten“, so Wolf.