Dachbegrünung als Wärmeschutz – ach!

Sven Rieger weiß, wie das Grün aufs Dach kommt
Dachbegrünung - dieses Thema ist angesichts klimatischer Veränderungen und überhitzter Innenstädte aktueller denn je. Neben den klimatischen Vorteilen, bietet es eine ganze Reihe weiterer interessanter Aspekte. Sven Rieger von der Benning Dachbegrünung GmbH stellt in der neuesten Folge der „ach! mit Dach“- Reihe der LBS die Formen der Dachbegrünung vor und zeigt wie solche Dächer aufgebaut sind.
Verschiedene Arten der Dachbegrünung
Das Erfreuliche aus Sicht von Eigentümern ist: Grünflächen können auf nahezu allen Flächen mit und ohne Gefälle angelegt werden. Bis zu 80 % Dachneigung sind möglich – danach geht es in die Fassadenbegrünung über. Dabei werden folgende Arten der Dachbegrünung unterschieden:
- Extensive Dächer mit Moosen, Sukkulenten, Kräutern und Gräsern wie Mauerpfeffer, Nelken, Schafgarbe, Blauschwingel
- Einfach intensive Dachbegrünungen mit etwas größeren Pflanzen wie Wildstauden und Gehölzen
- Intensive Dachbegrünungen, oft über Tiefgaragen, die wie ein normaler Garten mit Rasen, Bäumen und sogar Spielplätzen und Verkehrsflächen bis zu Feuerwehrzufahrten bebaut werden können.
Tragfähigkeit des Daches
Stimmt die Tragfähigkeit des Daches, dann sind die Möglichkeiten der Dachgestaltung nahezu unbegrenzt. Viele Eigentümer kombinieren ihr grünes Dach auch mit Solar- oder Photovoltaik- Anlagen, sogenannten PV-Anlagen. Das Gute: Das grüne Dach verstärkt die Leistung der PV-Anlage durch Verdunstungskühlung sogar um bis zu 5 %.
Ob sich dein Dach für ein grünes Dach eignet, hängt auch von der Traglast ab. Dies beträgt bei
- Extensivbegrünung: 65 bis 150 kg Last pro Quadratmeter
- Einfache Intensivbegrünung: 150 bis 200 kg Last pro Quadratmeter
- Intensivbegrünung: ab circa 200 kg Last pro Quadratmeter
Das maximal mögliche Gewicht hat nicht nur Auswirkungen auf die Art und Materialien der Dachkonstruktion, sondern auch auf die Zusammenstellung der Erdmischungen und die Auswahl der Pflanzen. Diese müssen außerdem zu den Standort-Bedingungen passen.
Gründächer können auf Garagen, Carports, Gerätehäusern / Schuppen, auf Satteldächern von Wohngebäuden wie auch in Form von Dachterrassen und auf Tiefgaragen angelegt werden. Die Art der Bepflanzung und Nutzung hängt von der Tragfähigkeit des Dachs ab.
Vor- und Nachteile von Gründächern
Gründächer haben verschiedene Vorteile. Sie
- nehmen C0² auf und speichern es in der Pflanze
- erhöhen die Artenvielfalt, bieten Insekten und Pflanzen Lebensraum
- verdunsten Wasser und senken so die Lufttemperatur
- filtern Feinstaub aus der Luft
- erhöhen den Schallschutz
- leiten das Wasser zeitverzögert vom Dach ab und entlasten bei Starkregen die Kanalisation
- leisten einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas
- können als Ausgleichsflächen – insbesondere in der Industrie bei großen Lagerhallen – genutzt werden
- können sogar für Urban Gardening, den Anbau von Kräutern und anderen Nutzpflanzen, verwendet werden
- verbessern das Raumklima, d. h. sie senken im Sommer die Temperatur, da sich das Dach weniger aufheizt. Sie sind somit eine natürliche Dämmung
Insbesondere die Regenwassernutzung ist interessant. Mit so genannten Mäanderdächern wird das Regenwasser unterhalb der Pflanzen verlangsamt zum Dachablauf geführt und zeitverzögert in das Kanalsystem geführt. Das senkt die Abflussspitzen in der Kanalisation.
Auch Retentionsdächer sind möglich. Bei diesen werden zusätzlich große Wasserspeicher unter den Pflanzen angelegt, die das Regenwasser sammeln. Das schützt auch bei starken Regenfällen vor Überflutungen. Das Wasser wird von den Pflanzen aufgenommen, verdunstet und gelangt so in den natürlichen Kreislauf zurück, kühlt die Umgebung und senkt die Temperatur um Umfeld.
Die Nachteile liegen
- bei den Kosten für die Erstellung eines Gründachs – jedoch gibt es nationale, landesweite und regionale Förderprogramme, die beim Bau enorm helfen.
- bei einem höheren Pflegeaufwand im Vergleich zu einem normalen Dach.
Das kosten Gründächer aktuell (Stand: August 2022)
Die Kosten (Netto) eines Gründachs beginnen bei:
ca. 65€/m² bei Carports und Garagen
ca. 25€/m² Extensive Dächer wie Lagerhallen
ca. 135€/m² Intensive Dachgärten, Dachlandschaften
Aufbau der Gründächer
Aufgebaut ist das Gründach in mehrere Schichten. In der Regel der Drainschicht, Filterschicht und Vegetationstragschicht. Die Gesamthöhe ist bei extensiven Gründächern nur etwa 8 bis 14 Zentimeter dick und das Substrat sehr mineralisch und sehr leicht im Vergleich zu organischem Oberboden.
Bei einem mehrschichtigen Aufbau folgen auf wurzelfeste Dachabdichtung und Schutzlage folgende Schichten:
- Die Drainage- beziehungsweise Dränschicht: Sie speichert Niederschlagswasser und leitet Überschusswasser zuverlässig ab. Sie besteht meist aus Schüttgütern wie Lava und/oder Kunststoffelementen.
- Filterschicht: Diese Schicht aus speziellem Filtervlies trennt die Drainageschicht von der darüberliegenden Vegetationstragschicht und verhindert das Einsickern des Substrates in die Drainebene.
- Vegetationstragschicht: Die Substrate bestehen hauptsächlich aus einer Mischung von Blähschiefer, Blähton, Lava, Bims, Ziegelsplitt, Kompost.
- Vegetation: Sedumsprossen, Flachballenstauden, Vegetationsmatten, Kräuter- und Gräsersaatgut
Finanzierung & Förderung von Dachbegrünungen
Die LBS unterstützen Modernisierer bei Dachbegrünungen unter anderem mit dem Klima & Zuhause- Kredit : Dieser ist nicht nur konstant zinsgünstig, für jeden dieser Kredite pflanzt die LBS zudem einen Baum.
Zuschüsse und Förderprogramme
In vielen Fällen lassen sich die Kosten für die Dachbegrünung mit Bundesprogrammen bezuschussen. Zum Beispiel im Zuschussportal der KfW und beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa)
Für NRW bietet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen eine sehr gute Übersicht.
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