Architekturpreis geht nach Soest: Nicht mehr als nötig, so nachhaltig wie möglich

Vierköpfige Familie baut Wohlfühl-Zuhause auf 108 m²
Soest (LBS). Für Myriam und Rolf Mertens steht schon vor dem Bau ihres neuen Hauses in Soest fest: Ressourcenschonend und nachhaltig soll es sein. Die vierköpfige Familie baut auf 108 m² Wohnfläche so viel wie möglich mit nachwachsenden und wohngesunden Materialien. „Wir haben nicht das Gefühl auf etwas verzichtet zu haben. Im Gegenteil, der Wohnkomfort und das Raumgefühl sind optimal“, sagt Bauherr und Architekt Rolf Mertens, der das Haus auch zusammen mit seiner Frau Myriam entworfen hat. So viel Kreativität zeichnet sich aus: Das Neubauprojekt in Soest gewinnt beim diesjährigen Architekturwettbewerb „Das Goldene Haus“ der Bau- und Wohnzeitschrift Das Haus und LBS einen Sonderpreis in Höhe von 2.000 Euro.
Überall dort, wo es der Bebauungsplan ermöglicht, verwenden die Mertens Holz für die Gebäudehülle. „Auf Verbundwerkstoffe, Schäume, Lacke und Beschichtungen haben wir fast vollständig verzichtet. Viele der verwendeten Materialien tragen das Gütesiegel ,Blauer Engel‘“, macht Rolf Mertens deutlich. Das Dach wird in weiten Teilen als Pultdach ausgeführt. Innen beträgt die Raumhöhe an der höchsten Stelle 3,50 Meter. In den Kinderzimmern könnte später eine zweite Ebene zum Schlafen oder Spielen eingezogen werden.
Zum Garten Richtung Südwesten hin sparen die Bauherren aus dem Gebäudekörper ein Quadrat aus. Im Erdgeschoss gibt es so eine blick- und wettergeschützte Terrasse. Die großen bodentiefen Fenster lassen an kühlen aber sonnigen Tagen viel Sonnenstrahlen herein und erwärmen den Innenraum. Durch die Aussparung ergibt sich ein offener L-förmiger Wohn-Ess-Koch-Bereich mit einer eigenen Zone für das Wohnzimmer.
„Ein sehr kompakter Grundriss mit kleinen Räumen – und dennoch wirkt das Haus großzügiger, als die geringe Wohnfläche vermuten lässt“, sagt Architekt und Jurymitglied Gunnar Brand aus der Das Haus-Redaktion. Das liegt auch an den geschickt platzierten Fenstern, die die Blicke in den Garten lenken. Im Haus selbst bleibt sogar noch Platz für ein Home-Office.
Der Rohbau des Hauses wird als Holztafelbau mit offener Balkendecke an nur einem Tag aufgestellt. Wände und Decke bekommen eine Holzfaser-Dämmung. Auf eine Lüftungsanlage verzichten Myriam und Rolf Mertens. Eine Wärmepumpe mit Erdwärmesonde versorgt das Haus mit warmem Wasser für die Heizung und das Brauchwasser. „Das Haus entspricht rein rechnerisch dem KfW 55 Standard. Tatsächlich handelt es sich um ein Plusenergiehaus“, macht Rolf Mertens deutlich. Die PV-Anlage auf dem Dach produziert pro Jahr 5.500 KWh Strom, die Familie verbraucht nur 4.500 KWh Strom.
„Alles in allem ein kleines, feines Haus, das auf pragmatische Weise auslotet, wieviel Wohnfläche man braucht“, sagt LBS-Gebietsleiter Andreas Braun. Zudem beweise es, dass Bauen mit wohngesunden und natürlichen Materialien nicht viel teurer sein muss. Für den Immobilienexperten Braun könnte es sogar eine Blaupause für das Siedlungshaus des 21. Jahrhunderts sein: „Kleines Grundstück mit Selbstversorgergarten und einem flexiblen Grundriss auf kleiner Nutzfläche. Zur Nachahmung dringend empfohlen.“
Wie wichtig gut gestaltete Wohnräume für unsere Lebensqualität sind, das zeigte sich gerade jetzt in der Pandemie, in der jeder viel Zeit zu Hause verbracht hat. Der diesjährige Bauherrenwettbewerb von Das Haus und LBS stand nicht nur deshalb unter dem Thema „Wohnen und Wohlfühlen“. Bei guter Gestaltung und hoher Funktionalität erleichtert uns das eigene Zuhause leben und arbeiten.